„1917“ von Sam Mendes – Kriegsdrama / 2020

Ein Film, wie ein Museumsbesuch. Sam Mendes, bekannt von großartigen Filmen wie American Beauty, Road to Perdition und dem meiner Meinung nach besten Daniel Craig James Bond – Skyfall – erzählt hier seine ganz persönliche erster Weltkriegsgeschichte. Als kleiner Junge von zehn Jahren habe ihm sein Großvater von seinen Erlebnissen während des Weltkrieges berichtet. Diese fesselnden Erzählungen sollten auch den Grundstein für das Drehbuch von 1917 legen.

Im Film folgen wir den Soldaten Blake und Schofield durch ein verwüstetes Frankreich bei ihrem Auftrag eine Nachricht zu übermitteln, die 1600 Kameraden das Leben retten soll. Hierzu müssen sie zwischen den Schützengräben tief durch Feindesland, um das andere Regiment zu erreichen. Folgen ist dabei wörtlich genommen, denn der Film ist derart komponiert, dass er den Eindruck erweckt er sei in einem einzigen Shot gedreht. Abgesehen von ein paar Übergängen in denen es gerade zu dunkel ist, um etwas zu erkennen, sind keine Schnitte erkennbar. Der Film führt uns vorbei an verwüsteten Dörfern und einem Land, das den Eindruck erweckt mit einem zu großen Pflug einmal umgegraben worden zu sein. Unsere beiden Protagonisten sind dabei mehr als nur Schauspieler in einem Film. Wir kleben an ihren Rücken, sehen zumeist nur was sie sehen. Als uns die Mission aus dem Schlamm der Schützengräben hinaus ins Hinterland der Frontlinie führt und das Bild von matschbraun zu saftgrün wechselt, atmet der Zuschauer innerlich auf. Man fühlt mit diesen zwei Burschen mit, die hier alles aufs Spiel setzen, um ihre Kameraden vor dem sicheren Tod zu retten. Ihr Leben hängt in den 119 Minuten, in denen wir ihnen auf ihrem Weg folgen, am sprichwörtlichen seidenen Faden. „Es ist nicht schwer, ein Leben zu verlieren – aber junge Männer denken das sei es. Und wir waren jung.“ wird im Vorspann A.E. Housman zitiert. Ihre Naivität ist das einzige, was ihren Heldenmut übertrifft. Dies wird von Szene zu Szene deutlicher.

Ausgezeichnet mit drei Oscars macht dieser Film alles in allem einen hervorragenden Job. Die Illusion des Oneshots ist Mendes und Deakins hervorragend gelungen. Letzterer erhielt hierfür auch wieder, wie schon für Blade Runner 2049, den Oscar für die beste Kamera. Weitgehend wird auch erreicht, was damit beabsichtigt ist. Eine ganz eigene Sogwirkung, die einen in die Geschehnisse des 06. Aprils 1917 hineinzieht. Dadurch, dass uns nicht nur einzelne Sets präsentiert werden, sondern die Kamera die ganze Zeit draufhält, kommt es einem zudem so vor, als sei man in einem Museum, dass das Setting der Grabenkämpfe illustriert. Ich bin kein Fan von Kriegsfilmen, aber diese Aspekte haben den Film auch für mich sehr sehenswert gemacht. Empfehlung geht raus an junge Männer, die durch den Film lernen sollten, wie groß das Glück ist, dass ihr Geburtsdatum rund 100 Jahre später als das der Protagonisten datiert und Cineastinnen, denen „Victoria“ von Sebastian Schipper gefallen hat, der deutschen Oneshot Sensation.

Passend zur Rezension ist der Film gerade auf DVD und Bluray erschienen. Ab dem 28. Mai ist er zudem auf den gängigen Plattformen ausleihbar.

Meine Bewertung 8/10

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